Petra Krivy - Unsere Expertin für Hunde

Petra Krivy

Autorin, Referentin, Sachverständige, Zuchtrichterin und Züchterin im VDH

Petra Krivy wird seit Kindheitstagen an von Hunden begleitet, vom reinrassigen Langhaardackel über diverse Mischlinge. Anfang 1980 lernte sie die slowakische Hirtenhundrasse Slovenský Čuvač kennen und lieben. Ihr blieb sie treu und züchtete diese unter dem VDH-geschützten Zuchtstättennamen „vom Wolfshorn“. Dem Herdenschutzhund galt in der Folge ihr spezielles Interesse.

1999 begründete sie ihre gewerblich geführte Hundeschule Tatzen-Treff im Kreis Olpe, Sauerland. Hier fungiert sie nach ministerieller Prüfung auch als externe Sachverständige für öffentliche Stellen. Hoch geschätzte „Lehrmeister“ waren für sie u.a.:

Günther Bloch, Dr. Karsten Brensing, Prof. Ray Coppinger, Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen, PD Dr. Udo Gansloßer, Dr. Peter Sporck, Eberhard Trumler, Dr. Erik Zimen.

Petra Krivy schreibt Fachartikel, ist Buchautorin in verschiedenen Verlagen und gefragte Referentin. Als Hundetrainerin widmet sie sich schwerpunktmäßig der Mensch-Hund-Beziehung, leistet Hilfestellung beim Umgang mit etwas „schwierigeren“ Hunden, erklärt verhaltensbiologische Zusammenhänge und versucht, Verständnis für hundliche Verhaltensweisen zu wecken.

Veranstaltungen mit Petra Krivy

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Fragen an unsere Hundeexpertin Petra Krivy

Thema: Die Frage nach dem WARUM?

Warum bist du eigentlich Hundetrainer, bzw. Hundeexperte geworden?

Ich sehe mich eigentlich nicht als „Trainer“, sondern eher als Berater - Berater von Menschen mit Hunden! Ich trainiere weder den einen, noch den anderen. Vielmehr schule ich den Halter, seinen vierbeinigen Partner (besser) zu verstehen und lesen zu lernen. Angefangen hat für mich alles als „schleichender Prozess“: immer Interesse und Wissbegierde, immer neugierig auf Hintergründe und Zusammenhänge. Durch den Kontakt zu Günther Bloch in den 1980er Jahren und in der Folge zu weiteren „Hundefreaks“, wuchs das Verlangen nach mehr Wissen immer weiter. Und damals gab es nicht solche Fülle an Angeboten wie heute! Und das Wissen weiterzugeben, war dann die logische Konsequenz. Der Rest war Karma  ;-)

Als „Experte“ möchte ich mich eigentlich gar nicht bezeichnen, Experten sind meist recht eng gefasst spezialisiert. Vielmehr sehe ich bei mir in vielen Bereichen mehr Ein- und Überblick als dies ein „normaler“ Hundebesitzer hat. Dies resultiert aber in erster Linie auf jahrzehntelanges Beobachten und Lernen und der daraus resultierenden Erfahrung. Und man lernt wirklich NIE im Leben aus......

Thema: Der zähnefletschende Hund

Vor dir steht ein zähnefletschender, unbekannter Hund, was würdest du tun?

Umdrehen und gehen! Weder muss ich mir oder der Welt etwas beweisen, noch bin ich masochistisch veranlagt oder suizidal ambitioniert oder kann zaubern.

Thema: Einführung eines "Wesenstest"

Würde die Einführung eines "Wesenstest" für Zuchthunde der aktuellen Entwicklung von vermehrt unverhältnismäßigem Aggressionsverhalten beim Hund entgegenwirken oder spielt die Entfremdung der Menschen

Zuerst einmal: WESEN lässt sich nicht so ohne weiteres TESTEN, deshalb geht es hier eher um Verhalten und Verhaltensweisen/-reaktionen auf bestimmte Situationen, die abgefragt werden. Das Problem bei solchen Veranstaltungen, vor allem, wenn sie zur Zuchtzulassung gedacht sind, ist, dass sie nicht in wirklich einheitlichen Verfahrensabläufen und identischen Umgebungsgegebenheiten und durch gleich orientierte Prüfungskommissionen durchgeführt werden.

Es gibt keine wirklich standarisierten Verfahren für die jeweiligen Hundetypen (und jeder Typ ist nunmal anders) und außerdem hat man es mit Lebewesen zu tun, die selber unterschiedliche Gestimmtheiten aufweisen und Beeinflussungen durch Ort, Zeit, Psyche, Physis u.v.a. unterliegen. Und nicht zu vergessen und zu unterschätzen ist der Mensch am anderen Ende der Leine, der nicht unerhebliche Signale sendet, gewollt und ungewollt, bewusst und unbewusst. Hinzu kommt, dass die Abläufe und Reizsituationen zumeist bekannt sind und daher oft (meistens?) frühzeitig eingeübt werden. Erlerntes allein wurde aber noch niemals vererbt.

Wäre das der Fall, bräuchte kaum ein Kind Schreiben, Lesen und Rechnen lernen, weil es das ja können müsste, wenn die Eltern es einmal erlernt hätten. Sicherlich macht es Sinn, sich Hunde, die in die Zucht geführt werden sollen, genau anzuschauen, um nicht angestrebte Verhaltensweisen wie zB. eine extrem niedrige Reizschwelle und übersteigerte Aggression, Unsicherheit und Instabilität aufzudecken. Doch müssen Intention und Praxis auch zusammenpassen, um zumindest ansatzweise aussagekräftige Resultate zu erzielen / erzielen zu können. Und da darf man bei einer Reihe der gängigen Vorgehensweisen zu Recht Skepsis an den Tag legen.

Thema: Balljunkies

Führt das Ballwerfen (oder andere Gegentsände) immer zum Junkietum?

Da könnte man genauso gut fragen: "Führt das Essen von Schokolade immer zu Übergewicht?" Natürlich nicht. Die Menge, die Umstände, typgebundene Anlagen, Dispositionen und "Talente", die individuellen Gegebenheiten - all´ das zusammen (und mehr) sind Kriterien, die zählen und den Ausschlag geben. Sicherlich gibt es die Vierbeiner, die glücklich und beseelt mit ihrem Menschen solche Spiele spielen und keinerlei negative Folgen davontragen.

Doch gibt es durchaus auch die Hunde, deren Halter von vermeintlichem "Glück" ausgehen und die Alarmzeichen nicht sehen und/oder erkennen. Da passiert eine Menge im Gehirn des hinterherlaufenden Hundes und manch ausgelöstes Hormon zählt eben auch zu den Stoffen, die anderes als Glück begründen, z. B. eben auch Suchtverhalten. Das heißt aber nicht, dass Mensch nun keinerlei Objektspiele mit dem Hund würde spielen dürfen, doch es sollte kontrolliert und mit bestimmten Regeln (z. B. mit nicht immer sofortigem Hinterherlaufen als Reaktion auf den Bewegungsreiz, sondern erst auf Freigabe durch den Menschen u. a.) erfolgen und der Hund sollte während und nach der Aktion einfach etwas beobachtet werden.

Wer sich dies nicht zu bewerten zutraut, der kann sich einen Hundetrainer zur Seite nehmen und solch Szenario einfach einmal videografieren.

Thema: Sind Mischlinge gesünder?

Im Volksmund hört man öfter: "Mischlinge sind immer gesünder, als Rassehunde!" Darf man dies überhaupt so pauschalisieren und was ist dran an dieser Aussage?

Eins der hartnäckigen Ammenmärchen ;-) Wenn die Elterntiere und sonstigen Vorgänger eines Mixes krank waren, wird auch der Mix vermutlich nicht gesund durchs Leben schreiten können. Umgekehrt gilt es natürlich genauso - und diese Kausalität hat erstmal nichts mit Rasse oder Mix zu tun, sondern mit Vorbelastungen.

Da bei den Rassehunden auf viele bekannte Schwachstellen und Dispositionen gezielt geachtet wird, macht es den Anschein, dass diese grundsätzlich krank/er wären. Das ist dann aber eine falsche Interpretation des Sachverhalts und kein Fakt. Hinzu kommt, dass es einige Untersuchungsmodalitäten bei Rassehunden gibt, die bei Mischlingen gar nicht erst angedacht werden. Wie oft höre ich im Traineralltag den erstaunten Kommentar eines Hundebesitzers: "Warum soll ich HD-röntgen lassen? Das ist ein Mischling und ich will doch nicht züchten?", wenn ich diese Untersuchung aufgrund unrunden Gangwerks und/oder besonderer Beanspruchung des Hundes empfehle.

Natürlich kann auch der Mischlingshund HD bekommen und die Problematik wird nicht kleiner bis ausgelöscht, nur weil man nach Vogel-Strauß-Manier den Kopf in den Sand steckt und nichts wissen will. Und das ist nur ein Beispiel, in Bezug auf andere Erkrankungen verhält es sich gleich. Und wer meint, dass es bei Mischlingen keine, bei Rassehunden aber jede Menge Inzucht gäbe, der irrt ebenso. Eher wird bei der Rassehundezucht verstärkt darauf geachtet, dass zu nahe Verwandtschaftsverpaarungen nicht vorkommen (vorkommen dürfen), wo hingegen beim "Bauern um die Ecke" (nichts gegen Bauern!) u. U. niemand darauf schaut, dass der Hundevater eben nicht auf die läufige und auf dem Hof mitlebende Tochter hüpft oder der Hundesohn, der beim Nachbarn eingezogen war, sich in der Läufigkeitszeit der Mutter mal eben auf den Weg zurück nach Hause begibt, um seine Mama zu beglücken.

„Ein Hund ist immer
das Spiegelbild seines Menschen.“

© Oliver Jobes, Erziehungs- und Verhaltensberater