Marie Nitzschner - Unsere Expertin für Hunde

Dr. Marie Nitzschner

Hundeexperte  Dr. Marie Nitzschner

Dr. Marie Nitzschner ist promovierte Verhaltensbiologin und hat in den letzten 10 Jahren am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie über die kognitiven Fähigkeiten von Hunden geforscht.

Sie hat mehrere Studien selbst konzipiert, durchgeführt und wissenschaftlich publiziert. Durch den Besuch zahlreicher Konferenzen verfügt sie über einen tiefgreifenden Einblick in den aktuellen Forschungsstand zum Thema Hund.

In ihrem Blog hundeprofil.de stellt sie aktuelle Studienergebnisse und neue hundewissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Seit Anfang des Jahres 2016 gehört sie zum Dozententeam der Hundetrainerausbildung „KynoLogisch“ (kynologisch.net). In diesem Rahmen vermittelt sie zusammen mit Dr. Nora Brede die biologischen Grundlagen von Hundeverhalten.

Im April 2021 erschien ihr erstes Buch  “Die Persönlichkeit des Hundes” im KOSMOS-Verlag.

Beiträge bei der DOG INTENSE 2022

    Persönlichkeit des Hundes

              12. Mai 2022, 18:30 - 19:30 Uhr

   All You can ask - Marie stellt sich Deinen Fragen

             12. Mai 2022, 20:00 - 21:00 Uhr

Bücher von Dr. Marie Nitzschner

Fragen an unsere Hundeexpertin Dr. Marie Nitzschner

Thema: Die Frage nach dem WARUM?

Warum bist du eigentlich Hundetrainer, bzw. Hundeexperte geworden?

Ich habe mir schon immer gewünscht „was mit Hunden“ zu machen, hatte allerdings keine konkreten Pläne. Ursprünglich wollte ich Tiermedizin studieren. Da meine Abi-Noten allerdings nicht dem Numerus Clausus entsprachen und ich nicht noch länger auf einen Studienplatz warten wollte, entschied ich mich dann doch für (Verhaltens‑)Biologie.

Während des Studiums brauchte ich eine Praktikumsstelle und meine Oma brachte mich auf die Idee bei der Hundeforschungsgruppe am Max‑Planck‑Institut nachzufragen. Das war das Beste, was mir passieren konnte (DANKE OMA!). Der Rest war Zufall und ganz viel Glück. Da gerade Bedarf bestand und ich mich offensichtlich nicht ganz blöd angestellt habe, bekam ich direkt nach dem Praktikum eine Stelle als studentische Hilfskraft und durfte auch gleich die erste Studie selbst durchführen.

Nach einigen Jahren HiWi-Tätigkeit machte ich dann auch meine Diplomarbeit dort und es folgte die Doktorarbeit. Es ist einfach irgendwie alles passiert. Und ich bin sehr glücklich darüber :)

Thema: Kind und Hund

Ab welchem Alter und warum kann, bzw. darf ein Kind/Jugendlicher deiner Meinung nach einen Hund selbstständig erziehen und halten?

Puh, ich denke, das kann ich nicht pauschal beantworten. Zum einen hängt es natürlich vom „Reifegrad“ und von der Vorerfahrung des Kindes/ Teenagers ab, zum anderen auch vom Temperament des Hundes.

Und dann wäre noch die Frage, welchen Umfang „selbstständig erziehen und halten“ hat. Wenn das Kind der Hauptverantwortliche innerhalb der Familie ist, aber die Eltern noch ein Auge drauf haben, ist es sicherlich etwas anderes, als wenn der Erziehungsauftrag komplett abgegeben und das Kind mit dem Hund alleine gelassen wird.

Thema: Einführung eines "Wesenstest"

"Würde die Einführung eines "Wesenstest" für Zuchthunde der aktuellen Entwicklung von vermehrt unverhältnismäßigem Aggressionsverhalten beim Hund entgegenwirken oder spielt die Entfremdung der Mensche

Ich bin mir gar nicht sicher, ob unangemessenes Aggressionsverhalten tatsächlich vermehrt auftritt, ich kenne keine Erhebungen dazu. Möglicherweise wird es einfach durch die sozialen Netzwerke vermehrt wahrgenommen. Hinzu kommt vermutlich noch eine höhere Sensibilität bezüglich des Themas.

Generell würde es für mich aber total Sinn machen, dass Zuchthunde einen Wesenstest ablegen müssen (wie auch immer der dann aussieht). Gerade Rassen, bei denen es vermehrt zu Angst- oder Aggressionsverhalten kommt, könnten davon profitieren. Erst kürzlich hat eine niederländische Studie gezeigt, dass man die Aggressivität bei Rottweilern im Vergleich zu einer Kontrolpopulation durch entsprechende Zuchtauswahl deutlich verringern kann.
Grundsätzlich finde ich es absolut erschreckend, wie viel Fokus oft auf das Aussehen der Hunde gelegt wird, während die verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale weniger eine Rolle zu spielen scheinen.

Den zweiten Teil der Frage kann ich nicht beantworten, weil ich nicht genau weiß, was mit Entfremdung von der Natur in diesem Zusammenhang konkret gemeint ist. Zuchtwesen per se ist ja nichts Natürliches, sondern eine artifizielle Selektion.

„Ein Hund ist immer
das Spiegelbild seines Menschen.“

© Oliver Jobes, Erziehungs- und Verhaltensberater