Hunde im Bett

Nachgefragt - Hundeexperten geben antworten

Dürfen, bzw. dürften deine Hunde mit im Bett schlafen? Warum, bzw. warum nicht?

Vanessa Engelstädter ist folgender Auffassung

Ja, meine Hunde durften bisher alle im Bett schlafen, nur nutzen sie es meistens nicht. Sie liegen/lagen vor den Betten, unter den Betten und ab und zu auch im Bett. Einzig der letzte Rüde aus dem Tierschutz durfte eine ganze Zeit lang nicht in die obere Etage, weil er ressourcenbeanspruchend ist. Unsere sensible Althündin war von seinem Verhalten anfangs so beeindruckt, dass sie sich nicht mehr zu den Liegeplätzen traute, die er eingenommen hatte. Da er eh viele Ansprüche am Territorium, so wie an Ressourcen hatte, gab es anfangs viele klare Regeln unsererseits, die nach und nach analog seines respektvolleren Verhaltens gelockert wurden. Also auch für ihn wäre das Bett jetzt freigegeben, welches er aber nicht nutzt (man hat so seinen Stolz ;-) ).

In den meisten Fällen befürworte ich es, dass Hunde mit im Bett schlafen, immer dann wenn Mensch UND Hund sich wohlfühlen. In der Praxis kenne ich auch andere Fälle. Menschen denen es wichtig war, dass der Hund im Bett schläft und der Hund bei der „Zwangsbekuschelung“ plötzlich Zähne zeigte. Und Fälle, bei denen der Hund im Bett lag und sein Besitzer durfte sich nicht bewegen oder der Partner durfte nicht mehr mit ins Bett.

Bei den „Bettgeschichten“ wurde jegliches Ausdrucksverhalten gezeigt: zufriedene, ausgeglichene Hunde, die das gemeinsame Liegen aufgesogen haben, Komfortverhalten, aber auch territoriales und ressourcenbeanspruchendes Verhalten bis hin zu (seltenen, aber vorhandenen) Bisswunden von verschiedenen Schweregraden. Also wieder mal eine Frage, die nicht pauschal beantwortet werden kann.

Das Bettthema ist eine oft angesprochene Angelegenheit im Training seitens der Besitzer: „darf mein Hund mit im Bett schlafen?“ oder auch „selbstverständlich darf mein Hund nicht im Bett schlafen!“. Meine Antwort darauf ist dann immer eine ernstgemeinte Frage: „Warum nicht?“. Denn häufig passen die Gründe („das macht man doch so“, „habe ich gehört/gelesen“, „wurde mir so gesagt“) nicht zu der jeweiligen Mensch-Hund-Beziehung. Manch ein sensibler, unsicherer Hund profitiert von dieser wichtigen, schönen und bindungshormonausschüttende Nähe, manch ein respektloser Frechdachs kann auch davon profitieren, zeitweise nicht alles zu bekommen, was er möchte. Und bei wirklich verhaltensauffälligen Hunden muss man sich über viel mehr unterhalten, als nur über das Bettthema. J

Was ich mir immer wieder wünsche: hört auf euer Bauchgefühl, entspannt euch, lernt eure Hunde mit ihrer eigenen Persönlichkeit richtig kennen und entscheidet dann, wie es sich für euch und eure Hunde am besten anfühlt.

Anita Balser hat geantwortet

Ja, sie dürfen, tun es aber eher selten.

Alle meine Hunde durften das, besonders die Welpen. Im Welpenalter halte ich den direkten Körperkontakt sogar für sehr wichtig, besonders in den ersten Wochen. Der Welpe hat bisher zum Schlafen immer Kontakt mit seinen Geschwistern gehabt und man erleichtert sich und dem Welpen die Übergangsphase sehr, wenn man es zulässt.

Ich habe aber vollkommenes Verständnis für Hundehalter, die dies aus hygienischen Gründen nicht möchten. Die Aussage der Hund dürfte aus Rangordnungsgründen nicht im Bett schlafen halte ich allerdings für völligen Unsinn, kein Hund übernimmt die Weltherrschaft, wenn er im Bett schlafen darf.

Da ich viel in Hotels unterwegs bin lernen aber alle meine Hunde von klein auf, dass Hotelbetten absolut tabu sind und akzeptieren das ohne Probleme oder Nachfrage.

Meine Schäferhündin Motte schläft manchmal auf ihrer Zusatzdecke ein, die auf dem Bett liegt, geht dann aber schnell zurück auf den Boden. Und Rudi kuschelt und rangelt gerne vor dem Schlafen gehen, verzieht sich dann aber auch auf seine Decke.

Sami El Ayachi meint dazu...

Sie dürfen gerne ins Bett,...Wenn sie frisch gewaschen sind, sich die Schuhe und die Hose vorher ausziehen und noch ausreichend Platz in unserem Familienbett ist.

Dr. Irene Sommerfeld-Stur hat geantwortet

Diesmal eine für mich ganz aktuelle Frage.

Also…meine Hunde dürften im Bett schlafen….dürfTen deshalb, weil ich bis jetzt immer nur Hunde hatte, die daran gar nicht besonders interessiert waren. Sie kamen, bzw. kommen allenfalls mal für kürzere oder längere Kuscheleinheiten ins Bett, zum eigentlichen Schlafen haben aber alle ihr Körbchen bzw. ihre Box bevorzugt.

Nun ist aber gerade erst gestern ein neuer Welpe eingezogen der die erste Nacht fast durchgehend im Bett verbracht hat – mal sehen ob es dabei bleibt.

Und warum meine Hunde im Bett schlafen dürfen? Ganz einfach, weil ich ihre Nähe mag. Kontaktliegen ist für mich ein Teil der sozialen Interaktionen den ich sehr schätze – Oxytocinjunkie, der ich bin…

Christel Löffler ist der Meinung, dass...

Ja, dürfen sie. Warum denn auch nicht? Keiner meiner Hunde strebt die Weltherrschaft an bzw. Denjenigen, die dies getan haben, wurde erklärt, dass dies im Hause Löffler nicht erwünscht ist. Zumal das Thema Weltherrschaft unter Hunden nicht im Bett geklärt wird. (Bei Menschen kann das durchaus anders sein ;)). Einige meiner Pflegehunde mit einer gewissen Unsicherheit bezüglich Menschen habe ich sogar gezwungen bei mir zu schlafen.

Sophie Strodtbeck hat geantwortet

Eine unterschätzte Gefahr: Hunde auf dem Weg zur Bettherrschaft!

In der Welt erschien unlängst ein Artikel, der der Frage auf den Grund ging, ob Hund und Katz’ ins Bett gehören oder nicht. 
Im Bett ist’s nett - das steht außer Frage! Dummerweise sieht das die Beaglefraktion genauso, und dummerweise wiegt ein Beagle im Bett schlagartig 100 Kilo. Mindestens! Das ist dann wohl das, was man „bettschwer“ nennt. Aber besser bettschwer als fehlerschwer und völlig am aktuellen Stand der Forschung vorbei, wie im oben genanntem Artikel, der schon im letzten Jahrtausend veraltet gewesen wäre.


Das Bett ist unser meist genutztes Naherholungsgebiet, wir suchen es täglich auf. Und gerade jetzt, in der kalten Jahreszeit, bin ich verdammt froh über das gute Preis-Heizungs-Verhältnis meiner 100 kg schweren Bett-Beagles. Dazu ein kleines, lokales Wärmepflaster à la Chihuahua – oder auch zwei - und der Winter wird gleich erträglicher.
Im Artikel ist die Rede davon, dass es „für ein Tier katastrophal sei, wenn der Mensch auf einmal sagt: ,Du darfst hier jetzt nicht mehr schlafen“ und dass das oft passiere, wenn Tiere mit zunehmendem Alter anfangen zu schnarchen oder nicht mehr so gut riechen“. Hat denn der im Artikel Interviewte noch nie sein Leben (und sein Bett) mit mehreren Hunden geteilt? Genauso wie Hunde es sich untereinander rausnehmen, dem anderen situativ den Zugang zu Ressourcen zu verwehren, nehme ich mir dieses Recht selbstverständlich auch heraus. Und ich habe bisher noch keinen meiner Hunde deswegen auf der Couch beim Psychologen gesehen. Ach so, halt! Da dürfen sie ja auch nicht rauf... Vom Schnarchen ist die Rede. Und vom „nicht mehr so gut riechen“. Ja, ein Beagle kann schnarchen wie ein ganzes Rudel kanadischer Holzfäller – und auch so riechen. Wenn es zu laut wird, gilt automatisch das eben über die situative Bett-Bannmeile Geschriebene. Genauso, wenn Hund meint, sich in Dingen wälzen zu müssen, die alles andere als gut riechen. Und natürlich gilt das auch, wenn wir zum Beispiel im Hotel übernachten, ohne dass das von meinen Hunden in Frage gestellt wird. Ansonsten freue ich mich über meine Bett-ler.


Der Experte warnt: "Nicht nur Parasiten, sondern auch bakterielle Erkrankungen können zwischen Tier und Mensch übertragen werden". Es ist in der Tat erstaunlich, dass wir uns alle noch bester Gesundheit erfreuen und nicht krank das Bett hüten. Aber da ginge ja auch gar nicht, wegen der Bettherrschaft. Übrigens werden nicht nur Parasiten und bakterielle Erkrankungen übertragen, sondern auch positive Emotionen, Entspannung, Ruhe, Vertrauen, Wohlgefühl. Das ist in Studien nachgewiesen (Aber mal ehrlich, braucht es dafür wirklich Studien?). Beim Körperkontakt, auch mit dem Hund, wird das Bindungshormon Oxytocin produziert, der hormonelle Sozialkleber, der für Bindungen jeglicher Art (ok, Skibindungen nehme ich hier mal raus) essentiell ist. Während die eine Seite also von Rangproblemen redet und die Weltherrschaft in Gefahr sieht, sehe ich den positiven Effekt auf die Bindung – und auf den Schlaf. Und ich frage mich, wie viele Komplexe Mann haben muss, um in einem im Bett schlafenden Hund einen Angriff auf die Bettherrschaft zu sehen?! Weiter frage ich mich, ob die Mär vom Weltherrschaft-übernehmenden Hund irgendwann aussterben wird, oder ob sie sich weiter hält, wie der Beagle im Bett? Die Forschung rund um der Deutschen liebsten Haus- und Betttier ist zum Glück schon weiter als das Wissen eines Hundetrainer-zertifizierenden „Experten“.


Grausam finde ich gar den „Tipp“, Hunde von Anfang an aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Auch wenn der Hund im Bett sicherlich nicht jedermanns Sache ist – und auch nicht sein muss! – finde ich es im höchsten Grade empathielos, einen Welpen, der frisch von seiner hündischen Familie getrennt wurde, dazu zu nötigen, von einem Tag auf den anderen alleine fernab von seinem Sozialverband schlafen zu müssen. Das widerspricht der Biologie von im Familienverband lebenden Caniden. Von der durch einen schreienden Welpen verursachten Schlaflosigkeit möchte ich nicht mal im Schlaf reden...
Kurzum, ich bin schockiert, dass in einem Medium wie der Welt solch ein Humbug veröffentlicht wird, der fern jeglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse ist. Da kann man doch nur noch die (Bett-)Decke über den Kopf ziehen! Ich dachte, die Zeiten von allen Hunden pauschal übergestülpten Haus- und Bettstandsregeln gehören endlich der Vergangenheit an. Weil mein Hund nicht ins Bett darf, habe ich auf einmal keine Probleme mehr und eine gute Mensch-Hund-Bindung? Andersrum wird ein Schuh draus: wenn meine Hunde auch nur einmal versuchen, mir den Platz im Bett streitig zu machen, haben sie ein ernsthaftes Problem – nicht ich. Ich habe dann in Folge dessen in Zukunft maximal kalte Füße...


Genauso wenig, wie man pauschal sagen kann, dass Hunde ins Bett gehören, gilt das Gegenteil. Ich finde es durchaus legitim, wenn Menschen ihren Hund nicht im Bett haben wollen. Geht mir ja manchmal auch so. Aber dann sollte man die Kirche im Dorf und den Hund im Körbchen lassen und nicht wissenschaftlich völlig veraltete Argumente anbringen.
Wie man sich bettet, so schläft man! Und im Winter schlafe ich bestens mit meinen Beaglewärmflaschen, während sie sich in heißen Sommernächten freiwillig auf die kühlen Fließen zurückziehen oder im Garten schlafen. Wir haben eine gute Bindung, keinerlei „Rangprobleme“, ein großes Bett und immer warme Füße/Pfoten. Das wiegt die Hundehaare im Bett allemal auf. Und jetzt schaufele ich mir einen Platz im Bett frei, genieße das Kontaktliegen und das Vertrauen, das mir meine Hunde dadurch entgegenbringen und bin froh, meine Bettherrschaft nicht in Gefahr zu sehen. Und denk daran, dass meine alte türkische Hündin, das "Dönertier", in der Nacht vor ihrem unerwarteten Tod das erste mal seit Jahren ins ins Bett kam und mir und ihr dadurch einen sehr innigen Abschied ermöglicht hat. Dafür bin ich bis heute dankbar!
Hier der Artikel, auf den sich der Text bezieht:


http://www.welt.de/wissenschaft/article150541007/Warum-Katze-und-Hund-im-Bett-nichts-verloren-haben.html

Mit freundlicher Genehmigung von Sophie Strodtbeck
https://www.facebook.com/notes/sophie-strodtbeck/eine-untersch%C3%A4tzte-gefahr-hunde-auf-dem-weg-zur-bettherrschaft/1009408462460550/

„Ein Hund ist immer
das Spiegelbild seines Menschen.“

© Oliver Jobes, Erziehungs- und Verhaltensberater