Sind Mischlingshunde gesünder

Sind Mischlinge gesünder als Rassehunde?

Im Volksmund hört man öfter: Mischlinge sind immer gesünder, als Rassehunde!" Darf man dies überhaupt so pauschalisieren und was ist dran an dieser Aussage?

Petra Krivy hat geantwortet

Eins der hartnäckigen Ammenmärchen ;-) Wenn die Elterntiere und sonstigen Vorgänger eines Mixes krank waren, wird auch der Mix vermutlich nicht gesund durchs Leben schreiten können. Umgekehrt gilt es natürlich genauso - und diese Kausalität hat erstmal nichts mit Rasse oder Mix zu tun, sondern mit Vorbelastungen.

Da bei den Rassehunden auf viele bekannte Schwachstellen und Dispositionen gezielt geachtet wird, macht es den Anschein, dass diese grundsätzlich krank/er wären. Das ist dann aber eine falsche Interpretation des Sachverhalts und kein Fakt. Hinzu kommt, dass es einige Untersuchungsmodalitäten bei Rassehunden gibt, die bei Mischlingen gar nicht erst angedacht werden. Wie oft höre ich im Traineralltag den erstaunten Kommentar eines Hundebesitzers: "Warum soll ich HD-röntgen lassen? Das ist ein Mischling und ich will doch nicht züchten?", wenn ich diese Untersuchung aufgrund unrunden Gangwerks und/oder besonderer Beanspruchung des Hundes empfehle.

Natürlich kann auch der Mischlingshund HD bekommen und die Problematik wird nicht kleiner bis ausgelöscht, nur weil man nach Vogel-Strauß-Manier den Kopf in den Sand steckt und nichts wissen will. Und das ist nur ein Beispiel, in Bezug auf andere Erkrankungen verhält es sich gleich. Und wer meint, dass es bei Mischlingen keine, bei Rassehunden aber jede Menge Inzucht gäbe, der irrt ebenso.

Eher wird bei der Rassehundezucht verstärkt darauf geachtet, dass zu nahe Verwandtschaftsverpaarungen nicht vorkommen (vorkommen dürfen), wo hingegen beim "Bauern um die Ecke" (nichts gegen Bauern!) u. U. niemand darauf schaut, dass der Hundevater eben nicht auf die läufige und auf dem Hof mitlebende Tochter hüpft oder der Hundesohn, der beim Nachbarn eingezogen war, sich in der Läufigkeitszeit der Mutter mal eben auf den Weg zurück nach Hause begibt, um seine Mama zu beglücken.

Irene Sommerfeld-Stur hat geantwortet

Wie für viele Mythen in der Hundewelt gilt auch für diesen: So stimmt es nicht.

Interessanterweise gibt es zu diesem Thema nur wenig an wissenschaftlicher Evidenz. Ich kenne nur zwei Studien die sich konkret mit der Frage beschäftigen ob Mischlinge generell gesünder sind als Rassehunde. Eine dieser Studien habe ich selber im Rahmen einer Dissertationsarbeit betreut.  Die Ergebnisse der beiden Studien sind vergleichbar.  Es gibt einzelne Erkrankungen, die bei Rassehunden häufiger auftreten als bei Mischlingen – das sind u.a. Erkrankungen, die sich aus bestimmten Rassestandards ergeben – insgesamt ist aber die Erkrankungshäufigkeit bei Mischlingen genauso hoch wie bei Rassehunden.  Einen Vorteil haben Mischlinge gegenüber Rassehunden, das ist die um etwa ein Jahr höhere Lebenserwartung und zwar unabhängig von der Größe – das zeigt sich übereinstimmend in ebenfalls zwei Studien.

Der Grund, warum es kaum Studien zu dieser Fragestellung gibt, liegt allerdings auf der Hand. Es ist nur sehr schwer möglich an repräsentative Gesundheitsdaten von Hunden zu kommen. Die verfügbaren Daten, die aus Klinik- oder Versicherungsarchiven, Besitzerbefragungen oder Zuchtverbandskarteien stammen, unterliegen alle einer mehr oder weniger großen Auswahlverzerrung, so dass auch die Ergebnisse mit mehr oder weniger großer Vorsicht zu interpretieren sind. Dazu kommt, dass es zwischen Hudnerassen sehr große Unterschiede sowohl was die Häufigkeit verschiedener Erkrankungen als auch was die Lebenserwartung betrifft, gibt.

Und so kann man die Frage nach den gesünderen Mischlingen auch pragmatisch  beantworten: Mischlinge haben auf Grund ihrer größeren genetischen Vielfalt und damit verbundener besserer Anpassungsfähigkeit eine größere Chance auf ein gesundes langes Leben als manche Rassehunde.  Das erhöhte Krankheitsrisiko vieler Rassehunde ergibt sich außerdem einerseits aus extremen Rassemerkmalen, anderseits aus der Anhäufung spezifischer Defektgene in vielen Rassepopulationen. Diese Defektgene können bei Mischlingen zwar natürlich genauso vorhanden sein, die Wahrscheinlichkeit, dass sie im homozygoten Genotyp auftreten und es damit zu einer phänotypischen Manifestation der Erkrankung kommt, ist aber – je nach genetischer Zusammensetzung des Mischlings – geringer als in der jeweiligen reinen Rasse.

Um die Frage also abschließend zu beantworten: Mischlinge haben eine größere Chance gesund zu sein als Rassehunde, eine Garantie auf Gesundheit haben sie aber definitiv nicht.  

Ute Heberer hat geantwortet

Die heutige Frage ist eigentlich kurz und knapp mit NEIN zu beantworten. Sicher gibt es gesunde Mischlinge, die sehr alt werden - älter als viele Rassehunde. Und natürlich gibt es die völlig überzüchteten armen Kreaturen, die jung an verschiedenen rassebedingten Krankheiten sterben. Mischlinge davon haben die gleichen Erkrankungen wie die Elterntiere oder möglicherweise sogar noch mehr durch 2 kranke verpaarte Tiere. Nachkommen solcher Verpaarungen sterben vermutlich ebenfalls jung und krank. 

Jetzt gibt es das Argument sehr kräftiger gesunder Mischlinge aus Mischlingen, die uralt werden, oft sogar aus dem Ausland. Fatal ist aber auch da die Annahme, dass diese immer Hunde gesünder sind. Es gibt neben den Mittelmeer-Krankheiten und umweltbedingten Schäden eben auch da HD und vieles mehr, was das Leben der Tiere erschweren oder verkürzen kann. Meine Zwergschnauzer-Hündin wurde nur 10, mein erster Dackel wurde 20 Jahre alt, meine Mastino-Hündin sowie mein French-Bully-Rüde starben mit 7, meine Presa Canario-Hündin wurde 17, meine kleine griechische Mischlingshündin aber nur 13. Meine derzeit ältesten Hunde sind eine 11 und eine 15jährige Dackelhündin, beide pumperlgesund, und das hoffentlich noch viele Jahre!

Es ist einfach ein großes Glück, wenn man ganz lange an diesen wunderbaren Lebensabschnittsgefährten hat.

Vanessa Engelstädter hat geantwortet

Ich denke, diese Frage kann von unseren Wissenschaftlern besser beantwortet werden. Ganz pauschal: überall dort, wo sich Gene mischen dürfen und eine halbwegs natürliche Fortpflanzung entsteht, ist es der Gesundheit zuträglicher, als genetische Einfalt. Was nicht grundsätzlich bedeutet, dass ein Mischling gesünder ist.

Wenn ein reinrassiger Mops und eine reinrassige französische Bulldogge sich fortpflanzen entstehen nicht unbedingt gesündere Welpen. Bei Mischlingen ist auch zu beachten, wie lange sich die Gene denn schon „mischen“ durften.

„Ein Hund ist immer
das Spiegelbild seines Menschen.“

© Oliver Jobes, Erziehungs- und Verhaltensberater